Auch wenn es das Ergebnis nur bedingt widerspiegelt, war es am Ende ein ungefährdeter Sieg für den SV Hermsdorf über Goldbach/Hochheim

Von Marcus Schulze
HERMSDORF. Martin Ehm gab den Torwart. Bereitwillig ließ er sich die kleinen Bälle um die Ohren in jenem Kasten hauen, in dem zuvor Robert Zehmisch und Petr Nedved Dienst schoben. Da war das Spiel samt der angrenzenden Jubeltiraden längst Geschichte, kein Depeche Mode und auch kein theatralisch-nerviges Es-tut-mir-leid-Pocahontas-Trallala erklang mehr aus den Boxen, stattdessen hatten die Kinder das Kommando auf dem nunmehr wieder freigegeben Feld übernommen und übten sich im Torwurf gegen eben Martin Ehm.

Er war, wenn man denn so will, in diesen Momenten ein Star zum Anfassen. Einer, der quasi auf Tuchfühlung mit den Fans, in diesem Fall mit den ganz jungen, ging. Eine gewisse Leichtigkeit schwang da bei der SV-Stimmungskanone mit, als sie denn – durchaus ambitioniert, aber mitunter chancenlos – das Tor hütete, während das „Daddy Cool“ von Boney M. erklang.

Dass dem so war, war sicherlich in erster Linie dem Sieg der Kreuzritter am Sonnabend über Goldbach/Hochheim geschuldet. Mit dem 39:34-Sieg konnte das Team von Pierre Liebelt die Mission Goldener März erfüllen, hatte den vierten Sieg in Folge eingefahren und ist seit nunmehr sieben Spielen ungeschlagen. 13:1 lautet die ansehnliche Ausbeute der vergangenen Spieltage – da kann man durchaus nach der Partie für den perspektivischen Handball-Nachwuchs – wer weiß, wer weiß – den Fliegenfänger geben.

Leichtigkeit nach einem Sieg ist die eine Sache, sich dergleichen während der eigentlichen Begegnung zu bewahren, ist eine ganz andere. Geradezu tiefenentspannt lehnte Mario Kühne da oben auf der Empore der Werner-Seelebinder-Halle, ließ das Dargebotene auf sich wirken, gänzlich frei von mitfiebernden Gesten. Wenn man nur darauf vertraut, dass die Körpersprache sehr viel verrät, muss man im Falle von Mario Kühne zu dem Schluss kommen, dass er – zumindest da in den Untiefen des zweiten Handball-Aktes – keine Zweifel bezüglich des Spielausgangs hatte. Man hatte den Sportlichen Direktor ja schon ganz anders da oben erlebt.

Dass die Gäste aus dem Landkreis Gotha für gut drei Minuten während des ersten Durchganges die Führung innehatten (7:6/11. bzw. 8:6/13.), wollte der Trainer zwar nicht stillschweigend unter den Teppich kehren, aber auch nicht überbewerten. Es sei eine Momentaufnahme gewesen. „Der Sieg war in keinem Moment gefährdet. Wir hatten zwar anfangs einen Bruch im Spiel, gerieten in Rückstand, doch nach der Auszeit hatten wir dann einen kleinen Lauf“, resümierte Pierre Liebelt. Zweimal konnte Goldbach/Hochheim noch egalisieren (9:9/18. bzw. 10:10/20.), doch spätestens mit dem 17:13 für die Hausherren in der 25. Spielminute dank Felix Reis verschob sich das spielerische Kräfteverhältnis zugunsten des SV Hermsdorf.

Im zweiten Akt gab es dann auch kein retardierendes Moment seitens der Kreuzritter. Nach nur drei absolvierten Minuten betrug das Polster bereits sieben Tore (21:14). Letztlich waren es zwei geradezu symbolhafte Treffer, die wohl niemanden da im Handball-Epizentrum im Holzland mehr daran zweifeln ließen, wer hier am Ende triumphieren werde. Zum einen war das der von Erfolg gekrönte Alleingang von Martin Ehm zum 29:22 (42.), zum anderen jener Willensakt von Maximilian Remde, der dem Ehmschen Solowerk nur eine Minute später folgen sollte. In seiner für ihn typischen Manier sprang der Koloss in den Reihen der Kreuzritter hoch und schmetterte das kleine, klebrige Leder gen gegnerisches Gehäuse, wo es dann geradezu kanonenartig einschlug und in der linken Ecke da im Netz auch noch ein bisschen verweilte, bevor es letztlich gen Boden fiel. Der Torwart der Gäste reagierte gar nicht, stand eher fassungslos da und konnte sich am Ende nur noch umdrehen – und es sollte ihm noch ein paar Mal so ergehen. Und zwar immer dann, wenn denn Maximilian Remde traf. Nun kann man natürlich das Haar in der Suppe da am Sonnabend suchen. Schnell wird man dann auch fündig, kann die Anzahl der Gegentreffer doch immerhin mit 34 beziffert werden. „Wir haben sehr viel gewechselt, sehr viel probiert, da liegt es in der Natur der Sache, dass es dann ein wenig in der Abstimmung hapert“, erläuterte der Trainer, der jedoch auch darauf verwies, dass denn 34 Gegentore zweifelsohne zu viel seien. „Mir ist es dennoch lieber, dass wir in so einer Partie unsere Schwächen erkennen, zumal wir jederzeit ein spielerisches Mittel auf Tasche hatten“, relativierte Pierre Liebelt. Ein Arbeitssieg sei es allemal nicht gewesen, „und außerdem haben die Zuschauer viele Tore bestaunen können“, schob der Trainer mit einem Augenzwinkern hinterher. Am Ende war es Jan Heilwagen, seines Zeichens Handball-Philosoph par excellence, der den Grundtenor der Partie wie folgt beschrieb: „Wir hätten noch eine weitere Stunde spielen können – es wäre so weitergegangen. Goldbach wäre stets auf ein paar Tore herangekommen, bevor wir dann wieder unsere Führung ausgebaut hätten.“

SV Hermsdorf: Rudolph (4), Schreck (1), Reis (8), Nedved, Hammer (4), Heilwagen (5), Ehm (2), Zehmisch, Friedrich, Csikos, Anlauf (3), Remde (7), Krüger (5), Minas (5)

© Ostthüringer Zeitung 2018 – Alle Rechte vorbehalten. (27.03.2018)

Legetøj og BørnetøjTurtle
Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.